Donnerstag, 18. April 2019

Leidet Ihr Hund unter Botulismus?


Es ist Frühling und wir sind mit unseren Vierbeinern unterwegs, genießen die frische Luft in den Wäldern und auf den Feldern. Frische Luft? Der Bauer hat doch gerade seine Gülle auf dem Acker aufgetragen und es riecht wirklich nicht frisch, nein,  es stinkt zum Himmel.
Es ist die Zeit in der sehr viele Hunde sterben und das hat etwas mit diesen gedünkten Feldern zu tun.
In medizinischen Insiderkreisen liegt schon lange der Verdacht nahe, dass mancher Hund, der vermeintlich an einem Giftköder starb, eher dem Botulismus zum Opfer fiel.
Was ist das Botulismus? Und wieso schadet das meinem Hund?
Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und wird vom Wort „botulus“ – was Wurst oder Darm bedeutet. Botulismus war ursprünglich eine Fleischvergiftung in der Humanmedizin, also ein Vergiftung.
1820 wurde die Vergiftung erstmalig erwähnt, bekannt war sie allerdings schon sehr viel länger aber nur auf den Menschen bezogen.
Botulismus wird durch das Gift des Bakterium botulinum verursacht. Das Botlinumtoxin (BTX) ist dabei das stärkste Nervengift, das wir überhaupt kennen! In der heutigen Zeit benutzen wir das Gift unter dem Namen Botox in der kosmetischen Medizin, um Falten „wegzuspritzen“.
Bei Hunden kann Botulismus mehr oder weniger schleichend zum Tode führen. So ist es wichtig, speziell nach einem Spaziergang darauf zu achten, die Pfoten sauber zu bekommen und keine Rückstände vom frisch gedünkten Acker an der Pfote zu belassen.
Aber: Warum vergiften sich die Hunde über eine Botulismus-Infektion?
Es ist die Gülle auf unseren Feldern, die vermutlich weitaus mehr Fälle von Vergiftungen verursacht, als wir momentan annehmen.
„Das Bakterium Clostridium botulinum entwickelt sich „anaerob“, als unter Luftausschluss bei hoher Luftfeuchtigkeit, einem pH-Wert größer als 4,5 und in einem eiweißhaltigen Substrat. Bei für die Vermehrung ungünstigen Bedingungen, geht das Bakterium in Sporenform über.
Viele Wildtiere, Vögel und Haustiere sind Träger des Bakteriums, jedoch ohne jemals davon beeinträchtig zu werden. Allerdings agieren diese Tiere als „Übermittler“ des Bakteriums.
Das Bakterium ist „ubiquitär“. Es kommt also überall und weltweit vor und die Sporen sind überaus widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse, Eine Zerstörung erfolgt erst bei Erhitzung und Kochen bei einer Temperatur von 120° C und einer Dauer von 30 Minuten mindestens. In anaerober Umgebung (unter Luftausschluss) und Temperaturen zwischen 25 ° und 40° C entsteht das Toxin „A-G“, welches als stärkstes und bekanntestes Nervengift bekannt ist.“ So die Tierärztin Frau Dr. rer. biol. vet. Daniela Koppenhöfer.
Ein idealer Nährboden um dieses Toxin zu schaffen, sind Kadaver.
Die Gülle wird auf den Bauernhöfen in Sickergruben gesammelt und es gibt immer Mäuse und Ratten, die in diese Sickergruben fallen und darin verenden. Und diese „angereicherte“ Gülle ist ein idealer Nährboden für das Vorkommen von Sporen und Bakterien des Bakteriums bolulinum und dessen toxischer Nachfolge.
Und wie infizieren sich Hunde mit dieser giftigen Gülle?
Ein Hund läuft über gedüngte Felder oder wälzt sich gern im Gras, ohne zu wissen, dass es für ihn tödlich sein kann – schon durch kleine Verletzungen kann das Gift in den. Körper gelangen. Nach der Infektion sehen wir keine Veränderungen des Hundes, er scheint ganz normal zu sein. Allerdings setzt sich das Gift an den Nervenende ab. Die Veränderungen merken wir erst später, der Hund fängt von hinten her an zu lahmen, erste Auffälligkeiten können bereits wenige Stunden nach Aufnahme des Toxins auftreten. Es können jedoch auch Tage vergehen und viele Hundehalter bringen das Krankheitsbild des Tieres dann nicht mehr mit dem Aufenthalt auf einem gegüllten Feld in Einklang. Die schlaffe Lähmung der quergestreiften Muskulatur setzt sich schleichend fort. Die Lähmung breitet sich dann über den ganzen Körper aus, schleichend,  aber es geht so weit, dass Nahrungsaufnahme und auch die Flüssigaufnahme nicht mehr funktionieren, letztendlich stirbt das Tier an einer fortschreitenden Atemlähmung.
Was kann man dagegen unternehmen? Erst einmal zum Tierarzt, der hoffentlich diese Ursachen der Vergiftung kennt. Antibiotikum kann die Vermehrung der Bakterien minimieren, bzw. stoppen. Infusionen mit reinem Vitamin B und leberstärkende Medikamente zählen zur Therapiemöglichkeit. Bei Schluckstöhrungen und/oder Zungenlähmung kann –je nach Schweregrad- das Legen einer Sonde hilfreich sein. Inzwischen gibt es eine Meldepflicht für die Erkrankung Botulismus. Paragraph 6 IfSG und Paragraphen 8-11 IfSG greifen in diesem Fall.
Die Einhaltung von einigen wenigen Grundregeln kann die Erkrankung des Hundes und damit vermutlich seinen Tod verhindert:
Kein Trinken aus kleinen Wasserstellen im Freien, in denen ein Tierkadaver liegt – und sei es nur ein toter Vogel.
Kein Betreten frisch gegüllter Felder und deren Ränder.
Tierkadaver in Wald und Flur tunlichst meiden und darauf achten, dass der Hund möglichst nicht mal daran schnuppert.
Barfen? Auf ungewohnte Probleme wie Lahmheit, Ataxie etc. achten und gegebenenfalls den Tierarzt darüber informieren, dass man rohes Fleisch füttert.
Nach Kontakt mit gegülltem Boden die Pfoten des Tieres reinigen und im Zweifel desinfizieren.
Die permanente Angst vor Giftködern und die tatsächlichen Opfer? Fakt ist, dass viele der Hunde nicht an Giftködern starben, sondern an Botulismus – unerkannt vom Tierarzt! Leider ist in medizinischen Kreisen diese Erkenntnis inzwischen recht präsent.
Wir müssen als Hundehalter alle lernen. Immer, ständig und jeden Tag neue Dinge. Wir lernen, damit unsere Hunde ein sorgenfreies und unbeschwertes Tierleben haben dürfen!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihren Fellnasen!





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