Es ist Frühling und wir sind mit unseren Vierbeinern
unterwegs, genießen die frische Luft in den Wäldern und auf den Feldern.
Frische Luft? Der Bauer hat doch gerade seine Gülle auf dem Acker aufgetragen
und es riecht wirklich nicht frisch, nein, es stinkt zum Himmel.
Es ist die Zeit in der sehr viele Hunde sterben und das
hat etwas mit diesen gedünkten Feldern zu tun.
In medizinischen
Insiderkreisen liegt schon lange der Verdacht nahe, dass mancher Hund, der
vermeintlich an einem Giftköder starb, eher dem Botulismus zum Opfer
fiel.
Was ist das Botulismus? Und wieso schadet das meinem Hund?
Was ist das Botulismus? Und wieso schadet das meinem Hund?
Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und wird vom Wort
„botulus“ – was Wurst oder Darm bedeutet. Botulismus war ursprünglich eine
Fleischvergiftung in der Humanmedizin, also ein Vergiftung.
1820 wurde die Vergiftung erstmalig erwähnt, bekannt war
sie allerdings schon sehr viel länger aber nur auf den Menschen bezogen.
Botulismus wird
durch das Gift des Bakterium botulinum verursacht. Das Botlinumtoxin (BTX) ist
dabei das stärkste Nervengift, das wir überhaupt kennen! In der heutigen
Zeit benutzen wir das Gift unter dem Namen Botox in der kosmetischen Medizin,
um Falten „wegzuspritzen“.
Bei Hunden kann
Botulismus mehr oder weniger schleichend zum Tode führen. So ist es wichtig,
speziell nach einem Spaziergang darauf zu achten, die Pfoten sauber zu bekommen
und keine Rückstände vom frisch gedünkten Acker an der Pfote zu belassen.
Aber: Warum
vergiften sich die Hunde über eine Botulismus-Infektion?
Es ist die Gülle
auf unseren Feldern, die vermutlich weitaus mehr Fälle von Vergiftungen
verursacht, als wir momentan annehmen.
„Das Bakterium
Clostridium botulinum entwickelt sich „anaerob“, als unter Luftausschluss bei
hoher Luftfeuchtigkeit, einem pH-Wert größer als 4,5 und in einem
eiweißhaltigen Substrat. Bei für die Vermehrung ungünstigen Bedingungen, geht
das Bakterium in Sporenform über.
Viele Wildtiere, Vögel und Haustiere sind Träger des Bakteriums, jedoch ohne jemals davon beeinträchtig zu werden. Allerdings agieren diese Tiere als „Übermittler“ des Bakteriums.
Viele Wildtiere, Vögel und Haustiere sind Träger des Bakteriums, jedoch ohne jemals davon beeinträchtig zu werden. Allerdings agieren diese Tiere als „Übermittler“ des Bakteriums.
Das Bakterium ist
„ubiquitär“. Es kommt also überall und weltweit vor und die Sporen sind überaus
widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse, Eine Zerstörung erfolgt erst bei
Erhitzung und Kochen bei einer Temperatur von 120° C und einer Dauer von 30
Minuten mindestens. In anaerober Umgebung (unter Luftausschluss) und
Temperaturen zwischen 25 ° und 40° C entsteht das Toxin „A-G“, welches als
stärkstes und bekanntestes Nervengift bekannt ist.“ So die Tierärztin Frau Dr.
rer. biol. vet. Daniela Koppenhöfer.
Ein idealer Nährboden um dieses Toxin zu schaffen, sind
Kadaver.
Die Gülle wird auf den Bauernhöfen in Sickergruben
gesammelt und es gibt immer Mäuse und Ratten, die in diese Sickergruben fallen
und darin verenden. Und diese „angereicherte“ Gülle ist ein idealer Nährboden
für das Vorkommen von Sporen und Bakterien des Bakteriums bolulinum und dessen
toxischer Nachfolge.
Und wie infizieren sich Hunde mit dieser giftigen Gülle?
Ein Hund läuft über gedüngte Felder oder wälzt sich gern
im Gras, ohne zu wissen, dass es für ihn tödlich sein kann – schon durch kleine
Verletzungen kann das Gift in den. Körper gelangen. Nach
der Infektion sehen wir keine Veränderungen des Hundes, er scheint ganz normal
zu sein. Allerdings setzt sich das Gift an den Nervenende ab. Die Veränderungen
merken wir erst später, der Hund fängt von hinten her an zu lahmen, erste Auffälligkeiten können bereits wenige Stunden nach Aufnahme
des Toxins auftreten. Es können jedoch auch Tage vergehen und viele Hundehalter
bringen das Krankheitsbild des Tieres dann nicht mehr mit dem Aufenthalt auf
einem gegüllten Feld in Einklang. Die schlaffe Lähmung der quergestreiften
Muskulatur setzt sich schleichend fort. Die Lähmung breitet sich dann über den
ganzen Körper aus, schleichend, aber es
geht so weit, dass Nahrungsaufnahme und auch die Flüssigaufnahme nicht mehr funktionieren,
letztendlich stirbt das Tier an einer fortschreitenden Atemlähmung.
Was kann man
dagegen unternehmen? Erst einmal zum Tierarzt, der hoffentlich diese
Ursachen der Vergiftung kennt. Antibiotikum kann
die Vermehrung der Bakterien minimieren, bzw. stoppen. Infusionen mit reinem
Vitamin B und leberstärkende Medikamente zählen zur Therapiemöglichkeit. Bei
Schluckstöhrungen und/oder Zungenlähmung kann –je nach Schweregrad- das Legen
einer Sonde hilfreich sein. Inzwischen
gibt es eine Meldepflicht für die Erkrankung Botulismus. Paragraph 6 IfSG und
Paragraphen 8-11 IfSG greifen in diesem Fall.
Die Einhaltung von einigen wenigen Grundregeln kann die
Erkrankung des Hundes und damit vermutlich seinen Tod verhindert:
Kein Trinken aus kleinen Wasserstellen im Freien, in
denen ein Tierkadaver liegt – und sei es nur ein toter Vogel.
Kein Betreten frisch gegüllter Felder und deren Ränder.
Tierkadaver in Wald und Flur tunlichst meiden und darauf
achten, dass der Hund möglichst nicht mal daran schnuppert.
Barfen? Auf ungewohnte Probleme wie Lahmheit, Ataxie etc.
achten und gegebenenfalls den Tierarzt darüber informieren, dass man rohes
Fleisch füttert.
Nach Kontakt mit gegülltem Boden die Pfoten des Tieres
reinigen und im Zweifel desinfizieren.
Die permanente Angst vor Giftködern und die tatsächlichen
Opfer? Fakt ist, dass viele der Hunde nicht an Giftködern starben, sondern an
Botulismus – unerkannt vom Tierarzt! Leider ist in medizinischen Kreisen diese
Erkenntnis inzwischen recht präsent.
Wir müssen als
Hundehalter alle lernen. Immer, ständig und jeden Tag neue Dinge. Wir lernen,
damit unsere Hunde ein sorgenfreies und unbeschwertes Tierleben haben dürfen!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihren Fellnasen!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihren Fellnasen!
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